Alle Beiträge von Frank Schitzo

Frank Schitzo

Über Frank Schitzo

Frank Schitzo ist unser schitzofranke SingerSongerWriter, der u.a. mit dem Kunstprojekt Hartzbuben durch die Münchener Bars zieht. Er fotografiert, schreibt, spielt Gitarre, kurz ein Kunstwichser und ist bekennender Feind der Kapitalismus-Diktatur, obwohl er in dessen Propagandaministeriums seine Brötchen verdient.

MMA History – 25 Jahre Mauerfall

Da hebt der Arbeitgeber den Schlagbaum des Arbeitsalltags. Dann rennen tausende freudetaumelnde Malocher-Genossen und Bald-Begossene auf die Straßen, rufen „Wir sind gleich voll“, irren durch die vollen, bunten Spirituosenläden, lassen sich von Barkeepern über die Leber hauen und versaufen ihr Wochenend-Begrüßungsgeld.
Angesteckt durch diese farbfernseherbunte Atmosphäre, macht der Rest der Stadt die „Looking for freedom“-Polonäse und besäuft sich mit dem berühmten Münchner Bananenbier.
In dieser rauschenden Nacht öffnen alle Menschen ihre Herzen, egal ob mit Hammer und Sichel, mit Drogen oder anderen Spaßmachern.

Auf dem stacheldrahtigen Weg zurück in die Routinezone des Lebenstrotts, gehen die letzten paar West-Euros für eine amerikanische Boulette oder für exotisches Fingerfood á la Döner drauf.

Endlich hat man im Magen, was man jahrelang nur im Westwerbefernsehen sah.

Am nächsten Morgen das böse Erwachen. Ehemals blühende Landschaften liegen völlig brach, vor allem der Geldbeutel hofft auf einen Solidaritätszuschlag in der Dimension eines Helmut Kohls und der Kopf tut irre weh, weil man die ganze Nacht im Wind of Change lag.

In diesen magischen Nächten passiert es oft, dass – Alkohol sei Dank – Frauis und Mannis sich annähern, teilweise sogar berühren, küssen oder vögeln. Am nächsten Morgen merken dann beide Seiten, dass noch lange nicht zusammengewachsen ist, was zusammen ins Bett gehört. Beim Frühstück ist die Stimmung so frostig, dass von Tauwetter zwischen dem eisernen Geschlechtervorhang nichts zu spüren ist.

Über den Sonntag befindet sich die Mehrzahl der Menschen im Todesstreifen, denkt über Republikflucht nach oder baut im Kopf Mauern.

Am Montag fühlt man sich dann fast wie früher: Achtung! Sie verlassen nun die Best Zone.

Bis Mittwoch zerrt jeder am Westpaket des Wochenendes, lebt in Einzelhaft, geht in den Socialmedia-Untergrund, stellt beim Chef einen Ausreiseantrag oder parkt den Trabbi des Lebens einfach auf dem Standstreifen. Ab Donnerstag erklingt es dann immer lauter in den Ohren. Ein Chor aus Zapfhähnen singt in volle Gläser: auferstanden aus Ruinen.

In diesem Sinn: frisch auf!
Und den Alkoholismus in seinem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf.

Großstadt mit Grantlern

Wer zum Beispiel Brötchen sagt oder Brezel oder Wiesen wird sofort weggegrantelt und per Dekret der Bayerischen Mia-san-mia Polizei des Bundeslandes verwiesen. Also immer Obacht, ja und selbst Plakate granteln in Bayern. So fuhr mich neulich eines an:

„A Preiß bleibt a Preiß, auch wenn er a Lederhose trägt.“

Skandal. Preußen sind wirklich widerliche Menschen. Außer in der Arbeitswelt, da ist der Preiß oft und gerne im Sinne unseres Bundesjogis eine Spezialkraft wie etwa Arzt, Ingenieur oder Pfleger. Gut, privat sind und bleiben sie auch immer speziell, nämlich Preußen oder sogar Saupreißen.

Diesbezüglich bleiben einem Menschen grundsätzlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder ist man a Saupreiß oder man ist a Bayer. Geiler ist natürlich ein Bayer zu sein, denn das Volk der Bayern begeistert durch verschiedene lustige Stammesrituale, wie tanzenderweise auf Oberschenkel zu klopfen und dazu hohe, laute Schreie einzustreuen oder riesige Biere zu trinken und sich anschließend die Gläser (Krüge) auf den Schädel zu hauen.

Der Unterstamm der Urmünchner lebt in der Landeshauptstadt in einem eigenen abgesonderten, absolut preißenfreien Viertel. Dort gehen die Uhren nicht nur ganz anders, sie gehen sogar gar nicht, denn die Ur-Münchner lehnen jeden Erfindung eines Nicht-Bayern kategorisch ab – somit eigentlich alle.

Sie leben noch wie zu Zeiten des Urseppis, als der Jodmangel jeden Gedanken an Gedanken unmöglich machte. Sie haben keinen Strom und daher auch keinen Laptop, aber dafür reichlich Lederhosen, Gamsbärte, Schnupftabak und Watschenbäume, die beizeiten angesägt werden und drohen umzufallen.

Ihren Lebensunterhalt erschwitzen sie sich im Angesicht eines strengen Grüß-Gotts durch Bieranbau und der Ernte des Weißwurstbaums.

Ihre Staatsform ist brezel-förmig und eine monarchische Demokratie. Aktuell hört ihr König auf den klangvollen Namen Horst. Er brachte nach langwieriger Fingerhaklerei den Mia-san-mia Einbürgerungstest auf den Weg. Denn die Maß war voll, sogar randvoll Zugroaster aka Preußen.

Als Neu-Bayer muss man sich erst mal ein ordentliches Brett (Mindestmaß 60 x 60 Zentimeter) zimmern und vor der Stirn nageln lassen, einmal im Suff die werte Frau Gemahlin / oder Kind watschen (gibt Extrapunkte) und natürlich granteln bis der König Ludwig sich im Grab die Ohren zuhält.

Tja, was gibt es sonst noch zu sagen. Bis heute ist nicht ganz klar, ob ihre Sprache nur aus Lauten besteht oder vielleicht aus verstärkten Geräuschen des Verdauungstraktes oder ob sich dahinter doch so was wie ein Sprachsystem verbirgt.

Wer diese faszinierende Welt entdecken will – es gibt von Stammesbrüdern geführte Touren durch das Viertel. Allerdings müssen sie sich darauf einstellen, ohne Unterbrechung angegrantelt zu werden. Gut sie werden es nicht verstehen, aber doch intuitiv spüren, dass er ihnen nicht gerade Honig um ihren Gamsbart schmiert.

Jetzt platzt wahrscheinlich gerade allen bayerischen Mannsbildern ihre reinrassige Lederhose und den Madeln ihr zünftiges Dirdel-Dekolleté und gemeinsam fordern sie, dass der Preiß  doch gehen soll, wenn es ihm hier nicht passt.

Ja Recht habt’s ihr, aber nein, ich mag ja mein München und die Münchner. Und in Sachen granteln, bin ich schon fast ein echter Bayer.

foto ©[filmfoto] / 123RF. COM

Immer wieder Montags bei Schitzo in der Agentur…

Es ist kurz vor null Bock und die Motivation ist seit Stunden nur mal kurz Zigaretten holen. Und warum? Weil Montag ist. Da ahnt man, wie kurz das Leben ist und vor allem wie lang fünf Arbeitstage sind. Gerne wird das Thema dann mal von der grundsätzlichen Seite behandelt. Ist es das, was ich will? Hatte ich nicht mal Träume? Newsletter und Regalwobbler als Aufgabe für den Rest des Lebens? Ja, liebe Kreative so schaut es aus. Augen auf bei der Berufswahl.
Und Kopf hoch, ab Mittwoch besteht der Rest des Lebens nur noch aus zwei Arbeitstagen bis zum Wochenende und spätestens am Freitag wird jede Grundsätzlichkeit in Alkohol aufgelöst oder zumindest bis Montag konserviert. Ja, ja der ewige Kreislauf des Arbeitslebens.

Außerdem ist man nicht allein mit seinen Montagsdepressionen. Grundsätzlich unterscheidet sich die Stimmung in den gesamten Agenturen am Montag nicht von anderen Institutionen der Arbeitswelt: absolut mies trifft es ganz gut, eine Beerdigung geht im Vergleich als ausgelassene Veranstaltung durch.

Doch zum Glück gibt es Meetings, bei denen sich die Flüchtlinge der Montagsdepression solidarisch zeigen und sich gegenseitig ins Boot holen. Danach ist man zwar um keinen Deut schlauer, aber die Aussicht gemeinsam Meilensteine der Werbegeschichte umzusetzen, gibt einem irgendwie das Gefühl, etwas Sinn…ach was weiß ich denn?

Kreative haben auch die Möglichkeit ihr Blue-Monday-Gefühl weg zu rauchen. Einfach in die Cafeteria hocken und losgeraucht! Das Tolle, der Chef kann einfach nur dasitzen nicht von tatsächlicher Arbeit unterscheiden. Außerdem wird durch das Rauchen mit etwas Glück die Lebenszeit verkürzt, wodurch die Anzahl der noch zu bewältigenden Montage sinkt.

Also immer dran denken, Montag ist nicht aller Tage Abend, wenn es gar nicht mehr geht, einfach mal Eine anzünden und glücklich versonnen den Warnhinweis betrachten und sich in eine bessere Welt träumen.

Frank Schitzo hat was super wichtiges verloren

In München hat jeder ein Superwichtig. Absolutes Must-have: Ohne geht nicht, kannst dann No-Go mehr hingehen. Doch eines Tages war mein Superwichtig einfach weg. Spurlos verschwunden.
Verzweifelt ging ich zum Fundbüro, doch die hatten nur ein paar Najas und ganze viele Mir-doch-egals. Ich setzte eine Vermisstenanzeige auf:

SUPERWICHTIG! SUPERWICHTIG VERLOREN!

Nichts.

 

Bis auf das städtische Amt für Wichtig und Superwichtig. Was mit meinem Superwichtig nun sei? Gäben mir noch einen Aufschub von zwei Monaten, dann Abschiebung aus München. Aber wer sein Superwichtig einfach so verlöre, dem sei das ja sicherlich auch schon egal.

Ja, ich war im freien Fall. Mit meinem Superwichtig war ich ein Hoppla-jetzt-komm-ich-Typ, ohne ein Warum-geht-ihre-alle-weg-Kerl. Die Freunde wandten sich ab. Ich sollte es nicht persönlich nehmen, aber es wäre nicht mehr das Gleiche mit mir. Einzig ein Geht-so war mir geblieben.

Doch wofür gibt es Alkohol? Ich trank mir mein Geht-so schön. Bis ich eines Tages mein Superwichtig mit einem Mia-san-mir durch den Englischen Garten hab turteln sehen. Dann hatte ich nur noch ein Geht-so-überhaupt-nicht-mehr. Ich war ganz unten.
Bis ich dann sie traf. Es war Liebe auf den ersten Blick: mein Schaun-ma-mal und ich. Sie schenkt mit erst ein Wow, dann ein Boa und als Letztes ein So-kann’s-weitergehen. Ich war glücklich – ohne mein Superwichtig, bis es eines Tages an der Tür klingelte. Ich lag gerade mit meinem Schaun-ma-mal im Bett, ja und wer stand vor der Tür?

Genau, mein Superwichtig. Es täte ihm leid, aber es hätte sich in ein Mia-san-mir verschossen, aber das sei jetzt alles aus und vorbei und in Wahrheit liebe es nur mich. Ich sagte dann, dass ich jetzt ein Schaun-ma-mal hätte und das Superwichtig solle doch am Besten bei Tut-mir-super-Leid einziehen.

Superwichtige Grüße Eurer Schitzo

frankschitz-superwichtig

Wiesnbesuch eine kritische Analyse

Berlin hat Underground, München eine U-Bahn. Hamburg hat eine eigene Schule für deutsche Bands, München ein Opernhaus. Leipzig hat den Charme des Ostens, München den der Kohle.

Tja, für die Coolios, Hipster, Gutmenschen, Weltretter gibt es absolut keinen Grund nach München zu kommen, ja außer, außer es ist Wiesnzeit.

Da wühlt der Berliner in den frühkindlichen Erinnerungen, da war doch einer …
Daraus resultieren dann Telefonate wie folgende:

„Schitzo, hier.“
„Hier ist Boris.“
„Wer?“
„Boris Eggers.“
„Aha, Boris Eggers, sie, ich hab schon einen Handyvertrag.“
„Haha, du bist ja lustig.“
„Ja, danke und Tschüss.“
„Halt, nein wir kennen uns aus dem Kindergarten.“
„Nein?“
„Doch, doch Frank, du, du,“ am anderen Ende der Leitung beginnt Boris Eggers zu weinen, „im Kindergarten, wie du den Sandkasten-Bagger bedient hast. Es ist für mich bis heute Inspiration und Ansporn.“
Wow, ja das stimmt, wenn ich was konnte, dann …
In Erinnerungen schwelgend antworte ich.
„Ja, wir hatten alle unsere großen Zeiten.“
„Also dann darf ich während der Wiesn bei dir übernachten?“
„Na, klar.“
Ja solche Telefonate sind Biersalm auf die geschundene Münchner Seele. Denn von der Bierbank aus betrachtet sind wir eine Weltstadt.
Doch Achtung! Bevor das Dixi-Klo fürs Wohnzimmer bestellt wird und die Ohren mit Cowboy und Indianer gemartert werden ein Tipp: Bei Wiesnbesuchen ist höchste Skepsis angebracht.
Nicht jeder der in Berlin lebt, schafft es aufs Titelbild der Vogue. Was wenn der bffeyhsf20y (best friend for ever you haven’s seen for 20 years) ein Tecki, Trecki, Specki oder ein einfach ein wahnsinniger Spacki geworden ist?
Da wird ein Wiesnbesuch über ein verlängertes Wochenende sehr, sehr lang. Klar, Bier in Maß-Massen hilft, was das Wiesnsitting des bffeyhsf20y aber nicht einfacher macht. So beginnt eigentlich bei jedem Besuch nach Wiesnschluss die große Suche. Wo steckt er? Hinterm Zelt? In Toilette? In der drallen blonden Mandy aus Sachsen? Ja und nein, er steckt mit ihr in deiner Wohnung in deinem Bett.
Vor dem Bett liegt ein gebrauchtes Kondom und eine fast leere Flasche Olivenöl. Der Rest des Olivenöls ist im Bett. Kondom schützen, klar, aber Olivenöl?
Zum Glück haben sie nicht ins Bett gekotzt. Dafür in die kleine Abstellkammer, ja die kann man schon mal für das Klo halten.
Deswegen hier der Aktionsplan „No Wiesnbesuch“
1. Bei der Kontaktaufnahme des potentiellen Wiesnbesuch zeigt man sich euphorisch.
Ja, es ginge einem fantastisch, denn man sei gerade aus der Psychiatrie entlassen worden, ach ja nix großes, nur die Stimmen, die einem was befehlen, was tot? Nee, manchmal müsse man einfach nachschauen, ob es unter der Haut doch nicht ein Außerirdischer ist.
Sollte sich der Besuch nicht abschrecken lassen, muss man versuchen ihn, nach der Ankunft aus dem Weg zu räumen.
Dazu wird erst vorgeglüht und dann dem männlichen Besucher ein Tutu als neuester Wiesntrend angedreht. Leider sei nur eines da, aber du seist großzügig und überlässt es gerne dem Besuch. Anschließend wird im Zelt ein Tisch aufgesucht, an dem volltrunkene Australier lagern. Dann lässt du den Dingen ihren Lauf. Am nächsten Morgen besuchst du deinen Besuch im Krankenhaus. Im Schlepptau hast du einen Reporter und berichtest von deinem Fetisch, Besuche auf der Wiesn verdreschen zu lassen. So wird ein Besuch im nächsten Jahr hundertprozentig verhindert.

Tja, oder man findet seine Mitte, entspannt sich und guckt ganz relaxed dem Berliner Tanzbär-Hipster beim Cowboy und Indianer spielen zu.
Aber klar, so cool wie Berlin und ihre Bewohner ist München noch lange nicht.

Ein Tag im Leben eines Super-Hipster-Werbetexters

7:00 Uhr. Ich schlafe noch. Meistens in meinem alten Opel Kadett direkt vor der Agentur. So spare ich mir das Geld für die Wohnung, denn irgendwann werde ich doch noch einen Roman schreiben und bin dann Romancier. Werbetexter pah.

8:00 Uhr. Ich trinke kalten Kaffee und rauche eine Schokoladenzigarette. Wichtig! Als Kreativer ist Rauchen Pflicht. Picasso hat geraucht, Kinski auch, Hitler zum Beispiel, der hat nicht geraucht.
Dazu drehe ich das Radio meines Autos voll auf und setze mich mit James Dean Miene auf die Motorhaube. Zu den Klängen des neusten Szeneknallers, schaue ich den Kollegen zu wie sie langsam in der Agentur einlaufen.

Manche applaudieren, manche bewerfen mich mit alten Kaffeebechern. Ich bin eben ein polarisierender Typ.

9:00 Uhr. Erst mal Mails checken. Kollege hat urlustiges Video gepostet. Ein Hammer.

9.15 Uhr. Gemeinsam mit den anderen Top-Kreativen rauche ich eine halbe Schachtel meiner Schokozigaretten und lasse die besten Szenen unserer Hammerpartywochenende Revue passieren. Da sag noch einer, Rauchen sei gut für die Figur.

10 Uhr. Endlich. Der erste Superjob kommt rein. Mein CD sagt, was für eine riesen Chance das Briefing ist und fragt, ob ich es spüre. Ich sage, dass ich aber so was von spüre. Voller Eifer mache ich mich daran, den Newsletter für eine große deutsche Versicherung zu texten. YESSS!
Als Top-Kreativer gehe ich unkonventionell an den Job ran. Mein Aufhänger ist „Shit happens“.

12 Uhr. Schön mit den Kollegen zum Sushi essen und danach ein Laktose freier Kaffee. Als Wiedergutmachung rauche ich noch eine meiner Schokokippen.

13 Uhr. Abstimmung! Mein CD findet meinen Newsletter lustig. Zumindest lacht er viel. Der Kundenberater ist entsetzt. Als ich ihm klar mache, dass er endlich lernen muss, große Ideen zu verkaufen, rastet er komplett aus und schreit mich wie Wahnsinniger kurz vor dem Amoklauf an.

14 Uhr. Schreibe einen Supernewsletter. Ich spüre es. Ich bin drin. Ich werde zum Buchstabe, zum Komma, zum Punkt. Ich atme Newsletter. „Sehr geehrte Frau Mustermann, ich freue mich…“.
Jaaaa, da geht einiges. Spürt ihr es auch?

15 Uhr. Der Berater grummelt und ist befriedigt. Ganz anders seine Praktikantin. Sie spürt das Geniale in meine Text. Wow! Ich schwärme ihr aus dem Leben eines Superwerbers vor. Filmdreh in Südafrika, Tonaufnahmen in Berlin, Shooting in Moskau, Newsletter texten, Wobbler und, und, und. Wir verabreden uns für den Abend.

16 Uhr bis 20:32 Uhr. Ich entwerfe drei weitere Newsletter im Stile des Ersten. Zwischendurch reift in mir die Überzeugung, dass es in hundert Jahren sicherlich einen Wikipedia über mich geben wird.
Frank Schitzo alias Mr. Newsletter. Erst sein Einsatz und sein riesiges Talent machten den Newsletter zu der Kunstform, als die sie wir heute kennen. Sein größter Erfolg war die Ausstellung seines Lebenswerks im New Yorker MoMa unter dem Titel „Immer auf dem Laufenden mit Mr. Newsletter “.

20:34 Uhr. Die junge Kollegin und ich fahren durch die Stadt. Ich gebe vor, mein Luxusapartment zu suchen. Der ganze Stress. Da hab ich es echt vergessen, wo es ist! War es in der Maximilianstraße? Nee. Haidhausen? Während der Fahrt simuliere ich mehrere Anrufe von bekannten Stars aus Film und Fernsehen. „Mensch Til, du alte Wildsau…hey Heidi, was macht der Klumpfuß, haha…ich grüße sie Frau Bundeskanzlerin…“
Im Hasenbergel geht mir der Sprit aus und die Praktikantin, sagt sie fährt jetzt mit der U-Bahn nach Hause und ich sollte mal professionelle Hilfe aufsuchen.
Guter Tipp. Ich gehe zur nächsten Tankstelle und mache meine Karre wieder startklar.

23:12 Uhr. Ich parke gekonnt vor der Agentur ein und schaue bei einer letzten Schokozigarette ins Abendrot der Ampel.
Der nächste Tag kann kommen. Ich bin bereit.

Der Ausflug zum Tegernsee

Der Wecker klingelt pünktlich um 6.30 Uhr. Ich schalte ihn aus, stehe auf. Ein kleiner Schwindel überkommt mich und ich lege mich lieber noch mal hin. Nur kurz.

Ich schrecke hoch. Wieder ein Weckerklingeln. Doch diesmal kommt es aus der Nachbarwohnung. Ich schaue auf die Uhr. Es ist 8.30 Uhr. Mein Nachbar nimmt bestimmt den Zug um 9.10 Uhr nach Tegernsee. Reicht ja auch. Dann ist er gegen zehn dort. Da kann man dort noch einiges anstellen. Ich horche in die Wohnung meines Nachbarn. Na komm schon Junge. Jetzt schnapp dir mal deine Bergschuhe und los geht’s.

Lauschen. Nichts keine Fußtapsen, kein Türenschlagen noch sonst was ist aus seiner Wohnung zu hören.Ich dämmere weg, meine eigenen Wanderschuhe im Blick. Das Bett ruft, wabert mir noch als Gedanke durchs Hirn.

Als ich wieder zu mir komme, höre ich immer noch den Wecker meines Nachbarn. Oder schon wieder? Ich schaue auf die Uhr. Es ist 9.30 Uhr. Höchste Zeit für meinen Nachbar aus dem Bett, zum Zug und somit auf den Berg zu kommen.
Sein Wecker läutet.
Und läutet.
Und läutet. Ich werde wütend. Jetzt reicht’s du Sack. Steh auf!

Ich lausche. Nichts, außer Weckergebimmel. Rasend stehe ich auf und hämmere mit der Faust gegen die Wand. AUA! Meine Hand schmerzt, ein Höllenschmerz.
Da mein Basketball. Ich nehme ihn und schleudere ihn gegen die Wand meines Nachbarn. Wieder und wieder und wieder. Ein brauner Fleck entsteht an der Wand.
Ich schwitzte. Rasend schleudere ich den Ball mit voller Wucht gegen die Wand. JAAAAAAA!

RINGGG! Meine Türklingel reißt mich aus meinem Wahn. Oh.
Ich halte inne, blicke ängstlich zu meiner Wohnungstür.
Ring. Ring. Rinnnnngggg.
Ich verstecke hastig den Ball in einer Zimmerecke und schlürfe betont verschlafen zur Tür.
„Hallo?“, rufe ich noch verschlafener durch die Tür.
„Mach auf“, schreit mein Nachbar im Befehlston. „Sofort!“

Ich öffne die Tür, strecke aber nur meinen Kopf raus, so dass es ihm unmöglich ist in mein Zimmer zu schauen.
„Was gibt?“
„Was es gibt? Hast du das nicht gehört? Da hat jemand versucht die Wand zu durchbrechen. Und zwar von deiner Wohnung aus!“
„Aus meiner Wohnung? Nee du echt nicht“, antworte ich und schaue ihn mit Hundeblick an.
Mein Nachbar ist immer noch auf 180, funkelt mich kurz an und bricht dann einfach durch meine Wohnungssperre. Er stürmt exakt zu dem Punkt, von dem aus ich die Wand malträtiert habe.
„Genau hier.“ Mein Nachbar zeigt auf den verdächtigen Fleck. „Mit einem Fußball oder so was.“
Ich schließe die Tür und gehe zu ihm.
„Du puh, keine Ahnung, wie …“ Ich mache eine unwissende Geste. In diesem Moment rollt mein Basketball aus seinem Versteck im Eck vor die Füße meines Nachbarn.
Stumm starrt er mich an. Ungläubig. Hasserfüllt.
„Du“, bricht es aus ihm heraus, „du bist doch völlig gestört. Geisteskrank!“ Er stürmt aus meiner Wohnung und haut die Tür mit voller Wucht zu.
Puh.
Ich setze mich aufs Bett. Also nächsten Samstag mach ich meinen Ausflug an Tegernsee. Meinem Nachbar würde so ein Ausflug sicherlich auch gut tun. So gestresst wie der ist.

MMA oder die Demokratische Republik München

Hier ein kleiner Auszug aus der Stadthistorie: Der Krieg war zu Ende und die Russen waren in München. Sie waren zwar Kommunisten, aber teilen wollten sie nicht, schon gar nicht München und schon gar nicht mit den Amis. Deshalb gründeten sie die DRM, die Demokratische Republik München, bauten eine Mauer mitten durch die Stadt und quer über die Theresienwiese. In den knapp 30 Jahren der Teilung nutzten Ost-Münchner während der Wiesn immer wieder Fahrgeschäfte zur Westflucht. Vom Riesenrad oder vom Freefall wagten sie per Fallschirm den Sprung in die Freiheit. Die so wiedervereinten Familien feierten direkt im Bierzelt ein feuchtfröhliches Wiedersehen.

Irgendwann wollten die Russen ganz München für sich. Ihr Plan: alle Zapfhähne im Westen komplett trocken zu legen. Nicht eine Blüte Hopfen kam mehr in die Stadt und kein einziges Helles konnte mehr gebraut werden.
Doch zum Glück liebten die Amerikaner das Münchner Bier und vor allem das Munich-Bierfestival mindestens genauso wie die Münchner selbst.
Deshalb versorgten sie die Stadt aus der Luft mit Hopfen. Die sogenannten Hopfenbomber brachten täglich alles Nötige und warfen für die Kinder die eine oder andere Halbe an Fallschirmen über der Stadt ab.
Unvergessen ist auch der Ausspruch des Amerikanischen Präsidenten Kennedy. Vom Rathausbalkon sprach er die Worte: „Ja ist denn heut schon Weihnachten?“
1989 verschwand endlich die Mauer und die Stadt wurde vereint. Der OB-Schlug die ersten Löcher mit einem Brauereihammer in die Mauer und verkündetet „Oh-bohrt is“.
Es gab ein rauschendes Vereinigungsfest. Constantin Wecker spielte auf der eben noch geteilten Theresienwiese „Gestern hams a Mauer zerschlagen“.
Nach der Wiedervereinigung blühte die Stadt auf und es begann eine sehr freie Zeit mit vielen geheimen Schuhplattler-Raves in illegalen Bierzelten. Es wurde viel Liquid-Helles konsumiert, gevögelt und mit dem Leben angestoßen.
Einer der bekanntesten West-Münchner war und ist Franz-Uli Hoeneß-Bauer. Er spielte erst im Osten beim Dynamo Frischauf München, floh in den Westen, legte beim FC Hertha München eine echte Weltkarriere und wurde im Anschluss Kaiser des Fußballs und Wurstkönig in Personalunion.
Zwar ist die Stadt mittlerweile wieder zusammengewachsen und sehr reich, ein Audi TT ist quasi ein Wartburg und Giesing Sozialer Wohnungsbau, doch die Teilung ist bis heute spürbar. Die West-Münchner aus Grünwald und Bogenhausen verachten die Ossis aus Giesing oder Neuperlach. Diese wiederum verachten das, was die Wessis als Clubs bezeichnen, wie das P1 oder das Pascha. Ihnen ist das Alles als zu geldig. Sie lieben es kerniger.
Tja, kommen wir zurück in die Realität unseres Universums. In München gab es nur Mauern im Kopf und in Grünwald um jedes Einfamilienhaus. Für die Berliner Note haben wir ja MMA. Feiertechnisch wächst so zusammen, was zusammengehört.