Feuerspringer, tanzende Hexen und gestohlene Maibäume
Die Nacht vom 30. April auf den 01. Mai ist wohl eine der wildesten Nächte im Jahr. Sie hat verschiedene Bedeutungen und wird ganz unterschiedlich begangen. Je nach Örtlichkeit können Feuer übersprungen, Hexen beobachtet oder Maibäume geklaut werden.
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Schauen wir uns das schöne Bayernland mal genau an. Denn hier ist diese Nacht der Nächte als Freinacht und für viel Schabernack bekannt. Als Freinacht wurde die Nacht auf einen Feiertag benannt, und es galt als unschicklich, an dem jeweils folgenden Feiertag bewegliches Inventar rumstehen zu haben. Die Dorfjugend fühlte sich meist verantwortlich und räumte des nächtens gerne auf. Dabei wurden allerlei offene Gartentore versteckt oder aber auch herumstehende Heuwagen zerlegt, die anschließend meist auf dem Scheunendach wieder zusammengebaut wurden. Heute sieht man auch immer wieder mit Toilettenpapieren umwickelte oder mit Rasierschaum besprühte Autos. Letztere werden gerne als Maischerze betitelt.
Maibaum-Stehlen ist ein essentieller Bestandteil der Mainacht in Bayern. Woher der Brauch des Maibaum-Aufstellens rührt, ist unter den hiesigen Volkskundlern schwer umstritten und lässt sich kaum nachweisen. Es fallen Begriffe, wie heidnische Fruchtbarkeitssymbole, von Germanen gepflegte Baumriten zur Ehre der Waldgottheiten, Marienbaum, Kirchweihbaum oder eben Ortsmaibaum als Symbol des lokalen Selbstbewusstseins.
Wie dem auch sei, der Maibaum begründet eine Tradition, die darin mündet, diesen aufzustellen und ein Volksfest drumherum zu begehen (vielleicht sind auch die ansässigen Brauereien nicht ganz unschuldig am Erhalt des Brauches). Schon einige Tage vor dem Aufstellen des geschälten und geschmückten Baumes, wird dieser gefällt. Nun verhält es sich so, dass gerade in der Nacht zum ersten Mai der Baum bewacht werden muss. Denn er kann und wird sonst von den Burschen des Nachbardorfes gestohlen. Die Bewacher müssen also höllisch aufpassen, dass sie nicht abgelenkt werden und immer in der Nähe des Maibaumes bleiben. Ist der diebische Gegner erfolgreich, wird der Maibaum erstmal zum Schandbaum. Allerdings gibt es noch die Möglichkeit, den Baum in Naturalien (meinst Getränke und Essen) einzulösen und noch vor dem Aufstellen wieder nach Hause zu bringen. Werden sich die Gegner jedoch nicht einig, bleibt der Baum im Dorf der Maibaumdiebe und wird parallel zum eigenen als Schandbaum für die Bestohlenen und als zusätzlicher Segen für das Dorf der Sieger aufgestellt.
Aber nicht nur die Maibaumdiebe gehen in dieser Nacht um, sondern auch die Hexen treiben an den sogenannten neun Walpurgisnächten vor dem ersten Mai ihr Unwesen. Gerne werden dann in den Dörfern zur Abwehr angeblicher Hexenumtriebe die kirchlichen Glocken geläutet. Besonders an erhöhten Orten, wie dem bekannten Blocksberg oder auch Brocken genannt, feiern die Hexen vom 30. April auf den 01.Mai große Feste. Belegt wurde dieser Aberglaube nicht nur in Goethes Faust, sondern auch bei Johannes Praetorium im 17. Jhd , der schrieb:
„Ausführlicher Geographischer Bericht / von den hohen trefflich alt- und berühmten Blockes-Berge: ingleichen von der Hexenfahrt / und Zauber-Sabbathe / so auff solchen Berge die Unholden aus gantz Teutschland / Jährlich den 1. Maij in Sanct-Walpurgis Nachte anstellen sollen.“
Traditionell werden Walpurgisriten in bäuerlichen Maibräuchen fortgesetzt. Der Hof wird durch Peitschenknallen oder ausgelegte Besen und Maibüsche geschützt. Auch das Springen durch die Walpurgisfeuer soll vor Seuchen und Krankheiten schützen.
Zuvörderst wird in der Nacht zum ersten Mai aber gefeiert und getanzt, und auch am eigentlichen Maifeiertag steht das festliche Beisammensein in Bayern im Mittelpunkt.
Und wie soll’s auch anders sein – München als bajuwarische Hauptstadt steht dieser Tradition in nichts nach. Wir haben für euch einige Highlights gesammelt, die das Gemüt und auch die Tanzschuhe in freudige Erwartung tauchen werden!!
Hier geht’s zu den Maitänzen in München