Münchens grüne Herzstücke
In der bayerischen Landeshauptstadt München ist es zwar mühevoll, sein Auto zu parken, aber dafür kann die Stadt mit Park-Plätzen ganz anderer Art aufwarten. Mitten in der großstädtischen Hektik, sozusagen da, wo der Alltag sich wichtig macht, haben die Münchner ihre Oasen, in denen sie Ruhe und Abkehr vom Trubel finden.
Der Englische Garten ist fraglos die Nummer Eins in der Münchener Innenstadt. Er ist eine echte Naturperle im innerstädtischen Getümmel, er schirmt Lärm ab, ist eine Begegnungsstätte und ein sehr beliebtes Areal für Hunde und deren Besitzer, die beide bemüht sind, den Radl-Fahrern nicht in die Speichen zu kommen. Und – er hat eine lange Vergangenheit. Friedrich Ludwig von Sckell (1750-1823), der Schwetzinger Hofgärtner, der sich auf seinen Reisen auch intensiv mit der englischen Gartenkultur beschäftigte, hat ihn errichtet. Als Carl Theodor (1724-1799), der Kurfürst von Bayern, im Jahr 1789 einen Volkspark anordnete und dieses Anliegen dem Grafen von Rumford (1753-1814) übertrug, betraute dieser wiederum den Sckell mit der Realisierung. Es entstand europaweit die erste öffentliche Parkanlage. Anfangs trug der Volkspark noch den Namen seines Initiators, wurde „Theodors Park“ genannt, aus dem bald zum „Englischen Garten“ wurde. Im Frühjahr 1792 strömten erstmals ungefähr 40.000 Münchner in ihren Volkspark. Bis 1800 kamen die Hirschau und die einstigen Militärgärten dazu. Der Bevölkerung bekam eine der größten Parkanlagen (375 ha, 3,75 qkm) weltweit und der Landschaftsgärtner Sckell die leitende Position der bayerischen Hofgärtenintendanz.
Liegen, Radln, Reiten, Grillen, Biertrinken am Chinesischen Turm oder im Seehaus – und das alles in weitläufigem Grün. Ein Highlight ist der Eisbach, der zwar nicht für eine sommerlich-süße Leckerei steht, dafür aber Surfer herausfordert. Das offizielle Badeverbot wird an heißen Tagen ignoriert. Wo sama denn?
2. Der Hofgarten
Man hört nichts vom nahe gelegenen Odeonsplatz, nichts von der verkehrsreichen Ludwigstraße, höchstens das Murmeln der Grün-Genießer, die mitten in der Stadt ihre Seele baumeln lassen, spazieren gehen, die Bänke oder das traditionelle Café Tambosi belagern.
Der Renaissancegarten, den Kurfürst Maximilian I. (1573-1651) im italienischen Stil anlegen ließ, entstand in den Jahren 1613 bis 1617. Zwei Jahrhunderte später vollendete Leo von Klenze (1784-1964) sein erstes Münchner Bauwerk, das Hofgartentor, das zur Theatinerkirche führt. Arkadengänge kamen dazu und das Deutsche Theatermuseum. Unverändert ist die Schönheit des Parks mit seinem Dianatempel, einem kleinen Pavillon, aus dem häufig Musik zu hören ist. Man kann einen Seitensprung wagen, also einen städtebaugeografischen, und schon verklingt das Stadtgewühl im berauschenden Grün. Eine mediterrane Atmosphäre breitet sich aus, die Boggia-Spieler bevölkern die Kieswege und tragen private Wettkämpfe aus. Mit der benachbarten Residenz ist dem Hofgarten eine nahezu königliche Atmosphäre eigen.
3. Der Westpark in Sendling
Auch hier ist gut „parken“, denn der Westpark in Sendling, den Peter Kluska anlässlich der Internationalen Gartenausstellung 1983 schuf, ist mit seinen typisch geschwungenen Wegen ein sehr beliebtes Naherholungserholungs-Areal. Der 2,4 qkm und 69 ha große Park wird durch den Mittleren Ring in einen Ostabschnitt und in einen Westabschnitt geteilt. Eine visafreie Fußgänger- und Fahrradüberführung gewährleistet ein einig grünes Parkland. Charakteristisch sind die zahlreichen Sport- und Spielplätze, die Grillmöglichkeiten, die beiden Biergärten und die eindrucksvollen Präsentationen von unterschiedlicher Flora. Ein historischer Garten, ein Rosengarten, ein Alpinum, das Ostasien-Ensemble und, und, und. Der Westpark ist Münchens meistbesuchter städtischer Park und dennoch eine Oase der Ruhe. Warum? Die Besucher kommen zu unterschiedlichen Zeiten.
4 . Der Hirschgarten
Wieder war es der bayerische Kurfürst Carl Theodor, der zunächst dem Adel 1780 ein 44,6 ha großes Jagdrevier zur Verfügung stellte. Dam- und Edelhirsche fanden ein Zuhause, aber bald gab der Kurfürst die Anlage für die Münchner frei.
Heute ist der Hirschgarten mit seinem wunderschönen Biergarten, dem größten in Bayern mit 8000 Plätzen, dem alten Baumbestand und dem Gehege ein Tummelplatz, auf dem zwar nicht geschossen werden darf, aber gejagt wird doch – nach einer kühlen Maß beispielsweise.
5. Andere Parks
Sei es der Riemer Park, dessen Grünflächen und der See kaum mehr an den alten Flugplatz erinnern, sei es der Olympiapark, der mit seiner zeltartigen Architektur ein Wahrzeichen der Stadt und ein Eldorado für Jogger und andere Grünanbeter ist oder der barocke Schlossgarten Nymphenburg, um nur einige zu nennen – München ist wirklich eine grüne Stadt.