Münchner Sagen, G‘schichten und Legenden – Unsere Könige Ludwig

Münchner Sagen, G‘schichten und Legenden – Unsere Könige Ludwig

Ein bisschen was zu unseren Königen Ludwig eins und zwo, was so nicht unbedingt in den Schulbüchern steht. Zwei Persönlichkeiten, wie man sie sich unterschiedlicher nicht vorstellen kann.

Obwohl pockennarbig, schwerhörig, stotternd und ein nur nach eigener Einschätzung begnadeter Dichter, war der erste Ludwig bis ins hohe Alter ein unverbesserlicher Don Juan, der seine zahllosen Geliebten (Macht machte eben auch damals schon sexy) mit Liebespoemen überschüttete.

Obwohl er mit seiner eigenen Frau Therese neun Kinder hatte, zeugte auf seinen zahlreichen Amouren quer durch Europa, am liebsten in Italien, seinem „irdischen Himmelreich“, nebenbei eine bis heute nur geschätzte Anzahl kleiner Halb-Royals, besonders gern in Rom. Was auch Wunder, meinte der König, wo doch „Roma von hinten gelesen Amor“ hieße.

Und was sich in München hinter verschlossenen Vorhängen bei den Sitzungen mit den 38 Modellen für seine Schönheitengalerie in Schloss Nymphenburg begab, darüber schweigt des Sängers, bzw. schwieg des Hofmalers Joseph Stielers Höflichkeit eisern. Bekannt ist aber, dass Ludwig auch ein kleiner Fetischist war. So ließ er vom Fuß seiner späten Herzensdame Lola Montez eine Marmorskulptur modellieren, die er ständig mit sich herumschleppte, liebkoste und küsste. Was der König nicht ahnte: Bildhauer Johann Leeb hatte Lolas Füße schlichtweg für potthässlich gehalten. Ludwig liebkoste in Wahrheit eine Kopie des Fußes der Venus von Milo…

Auch für schöne Brüste hatte der König eine Vorliebe. So soll er beim ersten Vortanzen von Lola Montez‘ Qualitäten erst überzeugt gewesen sein, als die beherzt zu einer Schere griff und ihren Busen freilegte. Standesunterschiede kannte Ludwig in dieser Beziehung ohnehin nicht. So führten ihn seine täglichen Spaziergänge rund um die Residenz in schöner Regelmäßigkeit in den Stammladen des führenden Handschuhmachers der Stadt, der damals seinen Sitz in den Hofgarten-Arkaden hatte. Des Königs eindeutiger Grund: Dort bediente ihn die reizende Tochter des Inhabers, die, ihr werdet es schon geahnt haben, eine beachtenswerte Oberweite hatte. Ludwig nannte sie nur „meine wonnebusige Babett“. Bei seinem Sturz 1848 (wegen der Lola-Affäre) soll er eine Unzahl von Handschuhen besessen haben, die höchstens noch von der Menge an Fußball- Ehrentrikots für den Papst übertroffen wird, die heute schränkeweise die unterirdischen Asservatengänge des Vatikanmuseums füllen.

Noch eine Kostprobe zum Lyriker Ludwig (er selbst hielt sich für den größten nach Goethe)? Bitte sehr. Hier eine Strophe aus einer Ode an seine Lola (nach seinem Rücktritt als König):

Hätt‘ ich doch nie und nimmer die gesehen! Für die gegeben ich mein letztes Blut. Durchdrangest mich mit namenlosen Wehen, Du meines Lebens glühendste Liebesglut!

Heinrich Heine, ziemlich sauer auf den König, der ihm („doch nicht diesem Juden“) eine Professur an der Uni München verweigert hatte, rächte sich mit etlichen Spottgedichten. Zum Beispiel in seinem „Lobgesang auf König Ludwig I“:

Herr Ludwig ist ein großer Poet, Und singt er, so stürzt Apollo Vor ihm auf die Knie und bittet und fleht: Halt ein, ich werde sonst toll, o!

Das absolute Gegenteil zum weibstollen Ludwig I war sein Enkel Ludwig II., heute international auch als „The crazy King“ bekannt. Dem konnte zeitlebens alles Weibliche nicht weit genug von seinem – in seinen Jugendjahren durchaus ansehnlichen – männlichen Leib bleiben. Abgesehen von seiner innigst seelenverbundenen Elisabeth „Sisi“ von Österreich, durfte ihn keine einzige Frau auch nur berühren. Keine? Eine kleine Ausnahme (lies nach bei „Asterix“) gibt es eben immer. Und diese Ausnahme hieß Elisabet Ney.

Die hatte in einer ungeheuren Energieleistung (und durch einen Hungerstreik) nicht nur von ihren Eltern die Erlaubnis zum Kunstakademie-Studium in München ertrotzt, sondern auch als erste Frau ihre Zulassung zur Bildhauer-Klasse. Und sie schaffte es, dank Charisma, Charme und Chuzpe zu einer der führenden Promi-Porträtistinnen ihrer Zeit zu werden. Sogar der eingeschworene Weiberfeind Arthur Schopenhauer soll sich noch im hohen Alter beim Porträtsitzen in sie verliebt haben. Ludwig zwo war da aber doch noch ein anderes Kaliber. Aber Elisabet, mindestens so exaltiert wie der König selbst, knackte letztlich auch ihn. Sie umgarnte ihn, androgyn verkleidet in die Gewänder eines altgriechischen Jünglings, und aus der „Iphigenie“ zitierend schaffte sie es endlich, ihn zum Modellsitzen zu überreden. Ihre Statue des Monarchen ist heute noch in Schloss Herrenchiemsee zu sehen. Letztlich hatte sie ihn so weit, dass sie sich – zum Entsetzen seiner engeren Entourage – locker über sein Verbot hinwegsetzte, während der Sitzungen zu reden oder ihn gar anzublicken. Er ließ sie schließlich sogar Hand an seinen edlen Körper legen, um den mit Zirkel und Lineal auszuloten. Ob‘s dabei blieb oder es dem damals gerade 23jährigen Ludwig bei solch taktilen Intim-Vermessungen gar doch einmal ganz anders wurde?

Wer weiß es schon. Fest steht nur, dass Elisabet nach Vollendung ihres Auftrags ziemlich überstürzt nach Amerika auswanderte, wo sie knappe neun Monate darauf einen strammen Buben zur Welt brachte.

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 Veröffentlicht von…
Fritze
Klaus Palermo bei Google+ | veröffentlicht am 11. März 2015
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Über Fritze

"Wir sind mehr als stolz, einen richtig hochkarätigen Schreiberling unser „Eigen“ zu nennen. Denn Fritze aka die „Edelfeder“, früherer Chefreporter einer großen Münchener Tageszeitung, schwingt ab und an genau diese Feder exklusiv für uns! Er entführt uns mit gewitzten wie auch ernsteren Geschichten in das andere München aus der Vergangenheit und Gegenwart."

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