Wiesnbesuch eine kritische Analyse

Wiesnbesuch eine kritische Analyse

Frank Schitzo, Werber, Musiker, Chaot und Tennisspieler berichtet in unserer Kolumne von seinem Leben im Münchner Norden. Heute liefert er eine „kritische Betrachtung“ von Wiesnbesuchern.

Berlin hat Underground, München eine U-Bahn. Hamburg hat eine eigene Schule für deutsche Bands, München ein Opernhaus. Leipzig hat den Charme des Ostens, München den der Kohle.

Tja, für die Coolios, Hipster, Gutmenschen, Weltretter gibt es absolut keinen Grund nach München zu kommen, ja außer, außer es ist Wiesnzeit.

Da wühlt der Berliner in den frühkindlichen Erinnerungen, da war doch einer …
Daraus resultieren dann Telefonate wie folgende:

„Schitzo, hier.“
„Hier ist Boris.“
„Wer?“
„Boris Eggers.“
„Aha, Boris Eggers, sie, ich hab schon einen Handyvertrag.“
„Haha, du bist ja lustig.“
„Ja, danke und Tschüss.“
„Halt, nein wir kennen uns aus dem Kindergarten.“
„Nein?“
„Doch, doch Frank, du, du,“ am anderen Ende der Leitung beginnt Boris Eggers zu weinen, „im Kindergarten, wie du den Sandkasten-Bagger bedient hast. Es ist für mich bis heute Inspiration und Ansporn.“
Wow, ja das stimmt, wenn ich was konnte, dann …
In Erinnerungen schwelgend antworte ich.
„Ja, wir hatten alle unsere großen Zeiten.“
„Also dann darf ich während der Wiesn bei dir übernachten?“
„Na, klar.“
Ja solche Telefonate sind Biersalm auf die geschundene Münchner Seele. Denn von der Bierbank aus betrachtet sind wir eine Weltstadt.
Doch Achtung! Bevor das Dixi-Klo fürs Wohnzimmer bestellt wird und die Ohren mit Cowboy und Indianer gemartert werden ein Tipp: Bei Wiesnbesuchen ist höchste Skepsis angebracht.
Nicht jeder der in Berlin lebt, schafft es aufs Titelbild der Vogue. Was wenn der bffeyhsf20y (best friend for ever you haven’s seen for 20 years) ein Tecki, Trecki, Specki oder ein einfach ein wahnsinniger Spacki geworden ist?
Da wird ein Wiesnbesuch über ein verlängertes Wochenende sehr, sehr lang. Klar, Bier in Maß-Massen hilft, was das Wiesnsitting des bffeyhsf20y aber nicht einfacher macht. So beginnt eigentlich bei jedem Besuch nach Wiesnschluss die große Suche. Wo steckt er? Hinterm Zelt? In Toilette? In der drallen blonden Mandy aus Sachsen? Ja und nein, er steckt mit ihr in deiner Wohnung in deinem Bett.
Vor dem Bett liegt ein gebrauchtes Kondom und eine fast leere Flasche Olivenöl. Der Rest des Olivenöls ist im Bett. Kondom schützen, klar, aber Olivenöl?
Zum Glück haben sie nicht ins Bett gekotzt. Dafür in die kleine Abstellkammer, ja die kann man schon mal für das Klo halten.
Deswegen hier der Aktionsplan „No Wiesnbesuch“
1. Bei der Kontaktaufnahme des potentiellen Wiesnbesuch zeigt man sich euphorisch.
Ja, es ginge einem fantastisch, denn man sei gerade aus der Psychiatrie entlassen worden, ach ja nix großes, nur die Stimmen, die einem was befehlen, was tot? Nee, manchmal müsse man einfach nachschauen, ob es unter der Haut doch nicht ein Außerirdischer ist.
Sollte sich der Besuch nicht abschrecken lassen, muss man versuchen ihn, nach der Ankunft aus dem Weg zu räumen.
Dazu wird erst vorgeglüht und dann dem männlichen Besucher ein Tutu als neuester Wiesntrend angedreht. Leider sei nur eines da, aber du seist großzügig und überlässt es gerne dem Besuch. Anschließend wird im Zelt ein Tisch aufgesucht, an dem volltrunkene Australier lagern. Dann lässt du den Dingen ihren Lauf. Am nächsten Morgen besuchst du deinen Besuch im Krankenhaus. Im Schlepptau hast du einen Reporter und berichtest von deinem Fetisch, Besuche auf der Wiesn verdreschen zu lassen. So wird ein Besuch im nächsten Jahr hundertprozentig verhindert.

Tja, oder man findet seine Mitte, entspannt sich und guckt ganz relaxed dem Berliner Tanzbär-Hipster beim Cowboy und Indianer spielen zu.
Aber klar, so cool wie Berlin und ihre Bewohner ist München noch lange nicht.

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 Veröffentlicht von…
Frank Schitzo
Klaus Palermo bei Google+ | veröffentlicht am 1. September 2014
Frank Schitzo

Über Frank Schitzo

Frank Schitzo ist unser schitzofranke SingerSongerWriter, der u.a. mit dem Kunstprojekt Hartzbuben durch die Münchener Bars zieht. Er fotografiert, schreibt, spielt Gitarre, kurz ein Kunstwichser und ist bekennender Feind der Kapitalismus-Diktatur, obwohl er in dessen Propagandaministeriums seine Brötchen verdient.

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