Großstadt mit Grantlern

Großstadt mit Grantlern

Die Standardeinstellung des Bayern dem Fremden gegenüber ist granteln. Gegrantelt wird gegen alles, was nicht aus den Tiefen des finsteren Bayerischen Urwaldes schlüpfte und dem hellen blau-weißen Licht entgegen wuchs.

Wer zum Beispiel Brötchen sagt oder Brezel oder Wiesen wird sofort weggegrantelt und per Dekret der Bayerischen Mia-san-mia Polizei des Bundeslandes verwiesen. Also immer Obacht, ja und selbst Plakate granteln in Bayern. So fuhr mich neulich eines an:

„A Preiß bleibt a Preiß, auch wenn er a Lederhose trägt.“

Skandal. Preußen sind wirklich widerliche Menschen. Außer in der Arbeitswelt, da ist der Preiß oft und gerne im Sinne unseres Bundesjogis eine Spezialkraft wie etwa Arzt, Ingenieur oder Pfleger. Gut, privat sind und bleiben sie auch immer speziell, nämlich Preußen oder sogar Saupreißen.

Diesbezüglich bleiben einem Menschen grundsätzlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder ist man a Saupreiß oder man ist a Bayer. Geiler ist natürlich ein Bayer zu sein, denn das Volk der Bayern begeistert durch verschiedene lustige Stammesrituale, wie tanzenderweise auf Oberschenkel zu klopfen und dazu hohe, laute Schreie einzustreuen oder riesige Biere zu trinken und sich anschließend die Gläser (Krüge) auf den Schädel zu hauen.

Der Unterstamm der Urmünchner lebt in der Landeshauptstadt in einem eigenen abgesonderten, absolut preißenfreien Viertel. Dort gehen die Uhren nicht nur ganz anders, sie gehen sogar gar nicht, denn die Ur-Münchner lehnen jeden Erfindung eines Nicht-Bayern kategorisch ab – somit eigentlich alle.

Sie leben noch wie zu Zeiten des Urseppis, als der Jodmangel jeden Gedanken an Gedanken unmöglich machte. Sie haben keinen Strom und daher auch keinen Laptop, aber dafür reichlich Lederhosen, Gamsbärte, Schnupftabak und Watschenbäume, die beizeiten angesägt werden und drohen umzufallen.

Ihren Lebensunterhalt erschwitzen sie sich im Angesicht eines strengen Grüß-Gotts durch Bieranbau und der Ernte des Weißwurstbaums.

Ihre Staatsform ist brezel-förmig und eine monarchische Demokratie. Aktuell hört ihr König auf den klangvollen Namen Horst. Er brachte nach langwieriger Fingerhaklerei den Mia-san-mia Einbürgerungstest auf den Weg. Denn die Maß war voll, sogar randvoll Zugroaster aka Preußen.

Als Neu-Bayer muss man sich erst mal ein ordentliches Brett (Mindestmaß 60 x 60 Zentimeter) zimmern und vor der Stirn nageln lassen, einmal im Suff die werte Frau Gemahlin / oder Kind watschen (gibt Extrapunkte) und natürlich granteln bis der König Ludwig sich im Grab die Ohren zuhält.

Tja, was gibt es sonst noch zu sagen. Bis heute ist nicht ganz klar, ob ihre Sprache nur aus Lauten besteht oder vielleicht aus verstärkten Geräuschen des Verdauungstraktes oder ob sich dahinter doch so was wie ein Sprachsystem verbirgt.

Wer diese faszinierende Welt entdecken will – es gibt von Stammesbrüdern geführte Touren durch das Viertel. Allerdings müssen sie sich darauf einstellen, ohne Unterbrechung angegrantelt zu werden. Gut sie werden es nicht verstehen, aber doch intuitiv spüren, dass er ihnen nicht gerade Honig um ihren Gamsbart schmiert.

Jetzt platzt wahrscheinlich gerade allen bayerischen Mannsbildern ihre reinrassige Lederhose und den Madeln ihr zünftiges Dirdel-Dekolleté und gemeinsam fordern sie, dass der Preiß  doch gehen soll, wenn es ihm hier nicht passt.

Ja Recht habt’s ihr, aber nein, ich mag ja mein München und die Münchner. Und in Sachen granteln, bin ich schon fast ein echter Bayer.

foto ©[filmfoto] / 123RF. COM

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 Veröffentlicht von…
Frank Schitzo
Klaus Palermo bei Google+ | veröffentlicht am 6. Oktober 2014
Frank Schitzo

Über Frank Schitzo

Frank Schitzo ist unser schitzofranke SingerSongerWriter, der u.a. mit dem Kunstprojekt Hartzbuben durch die Münchener Bars zieht. Er fotografiert, schreibt, spielt Gitarre, kurz ein Kunstwichser und ist bekennender Feind der Kapitalismus-Diktatur, obwohl er in dessen Propagandaministeriums seine Brötchen verdient.

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