Münchner Sagen, G‘schichten und Legenden – Rund ums Rathaus Teil 1

Münchner Sagen, G‘schichten und Legenden – Rund ums Rathaus Teil 1

Geschätzt gut drei Millionen Fotos und Handy-Selfies (davon 2,8 Millionen von Japanern auf „Europe-in-three-days“-Trip) werden täglich vor dem Neuen Rathaus von Touristen geschossen, die den „gotischen“ Prachtbau bewundern.

Nun ja, der Grundstein für den Bau wurde allerdings erst am 25. August 1866 – es war der 21. Geburtstag des legendären „Kini“ LudwigII. – gelegt. Architekt des neugotischen Baus, dessen Rohbau erst 1906 fertig wurde, war Georg von Hauberrisser, der dann auch die ebenfalls neugotische Paulskirche am Nordrand der Oktoberfestwiese entwarf.

Das Münchner Kindl auf dem Rathausturm (85 m hoch) ist eigentlich ein Mönch, der auch das Stadtwappen ziert und an die Gründung Münchens 1158 durch Heinrich den Löwen an der Ansiedlung „Bey den Munichen“ (Mönchen) erinnert. Geschaffen hat das Kindl der Bildhauer Anton Schmid, dem als Modell dafür sein Sohn Ludwig Schmid-Wildy diente, der später zu einem der populärsten bayerischen Volksschauspieler wurde.

Kurz zum Glockenspiel im Rathausturm (täglich 11 und 12 Uhr, sommers auch um 17 Uhr). Die obere Abteilung erinnert an die prunkvolle Hochzeit von Herzog Wilhelm V. mit Renata von Lothringen 1568 samt dem dabei abgehaltenen großen Turnier. Dass dabei gerade der weiß-blaue bayerische Ritter den schwarz-gelben Lothringer vom Pferd stößt, ist natürlich reiner Zufall. Im Ringelspiel darunter drehen sich die Schäffler (s.dort) zum Tanz. Zum Abschluss kräht von einer Obersten Kammer noch drei Mal ein goldener Hahn. Abends um 21 Uhr gibt es übrigens ein weitaus weniger bekanntes Glockenspiel-Theater: In einer linken Anbaukammer dreht der Nachtwächter samt Hündchen zu Wagners Nachtwächterruf aus den „Meistersingern“ seine Runde, rechts bringt der Friedensengel das Münchner Kindl zu Bett. Das Ganze recht herzig zu Brahms‘ Wiegenlied.

Am Westrand des Rathauses an der Weinstraße sehen wir am Eckturm einen steinernen Lindwurm die Wand hochkriechen: das sogenannte Wurmeck. Hier soll der Sage nach anfangs des 16. Jahrhunderts ein furchterregender Lindwurm aus der Erde gekrochen sein, der seine riesigen Fledermausflügel ausbreitete, über die Stadt flog und alles Leben auf den Straßen mit seinem giftigen Atem auslöschte. Tatsächlich wütete zwischen 1515 und 1517 wieder einmal eine große Pestseuche in München, die zwei Drittel der Einwohner dahinraffte und sich niemand mehr aus den Häusern wagte. Bis sich – so wieder die Legende – der vom permanenten Pesthauchen erschöpfte Lindwurm auf dem Schrannenplatz endlich mal zu einem Nickerchen niederlegte. Einige mutige Bürger nahmen sich da ein Herz, brachten die größte Kanone der Stadt vor dem Untier in Stellung. Ein Schuss: das Ungeheuer hatte ausgeröchelt.

Dennoch trauten sich die überlebenden Münchner nicht auf die Straßen. Bis endlich die Gilde der Schäffler (Fassmacher) Mut fasste. Die Gesellen, darunter auch ein paar als Kasperl verkleidet, zogen in ihren bunten Zunftgewändern musizierend und tanzend durch die Straßen und holten so das Leben wieder in die Stadt. Alle sieben Jahre wieder wird zur Erinnerung daran den ganze Fasching über in München der Schäfflertanz öffentlich aufgeführt. Das nächste Mal leider erst wieder 2019.

Was es sonst noch so alles rund ums Rathaus gibt, findet ihr hier: Rund ums Rathaus Teil 2

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 Veröffentlicht von…
Fritze
Klaus Palermo bei Google+ | veröffentlicht am 29. November 2014
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Über Fritze

"Wir sind mehr als stolz, einen richtig hochkarätigen Schreiberling unser „Eigen“ zu nennen. Denn Fritze aka die „Edelfeder“, früherer Chefreporter einer großen Münchener Tageszeitung, schwingt ab und an genau diese Feder exklusiv für uns! Er entführt uns mit gewitzten wie auch ernsteren Geschichten in das andere München aus der Vergangenheit und Gegenwart."

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