Münchner Sagen, G‘schichten und Legenden – Giacomo Casanova
Ein anderer prominenter Gast des „Goldenen Hirschen“ war Giacomo Casanova, selbsternannter Chevalier de Seingalt. Doch München war für den Glücksritter einfach kein gutes Pflaster.
Bei seinem ersten Besuch 1756, kurz nach seiner Aufsehen erregenden Flucht aus den Bleikammern des Dogenpalastes von Venedig, machten sich die Folgen seiner 15-monatigen Haft bemerkbar. Casanova litt an zunehmenden Anfällen von Nervenfieber, die ihm seine Lieblingsbeschäftigung – das Abzocken des (Geld-)Adels seiner jeweiligen Gaststadt am Kartentisch – fast unmöglich machten. Ziemlich bald pleite war er froh, sich an der Seite einer befreundeten Schauspielerin schon bald nach Paris absetzen zu können.
Dort allerdings rasch wieder zu einem beträchtlichen Vermögen gekommen, wollte er es 1762 ein zweites mal in München probieren. „Pharao“ hieß das damals beliebteste Glücksspiel an allen europäischen Höfen, und Casanova war ein Meister des „Corriger la fortune“. Doch München brachte ihm einfach kein Glück. Denn nicht umsonst standen die Bankhalter des bayerischen Kurfürsten im Ruf als die raffiniertesten „Verbesserer des Glücks“ des ganzen Kontinents.
Und so war Casanova binnen weniger Wochen ein Vermögen von 140 000 Francs (nach heutigem Wert weit über eine Million Euro) los und praktisch pleite. Zu allem Unglück wollte auch sein Diener Costa nicht auftauchen, der ihm von Paris aus nachfolgen sollte. Doch Costa hatte es längst vorgezogen, sein eigenes Glück zu suchen – unter Mitnahme von allem Bargeld und Gold,den Juwelen, Diamanten samt prächtigen Klamotten des „Chevalier“.
Doch ein Casanova hat immer noch ein As ihm Ärmel! In diesem Fall in Gestalt der Marquise dʻUrfé, einer leicht verschrobenen Dame, die in Paris trotz ihres Alters von über 70 Jahren dem Charme des Abenteurers erlegen war. Prompt rettete sie ihn mit einem Wechsel über 50 000 Louis dʻOr (heute gut 10 Millionen Euro) – und Casanova war wieder flott und bereit zu neuen Taten . .. München aber war ihm für immer verleidet. Über die Schweiz zogʻs ihn zurück nach Paris, wo sich (neu)reiche Schafsköpfe wohl leichter „melken“ ließen.
Casanova wohnte wohl Nobel im „Goldenen Hirschen“ in der Theatinerstraße, war in Begleitung einer schönen Unbekannten (die mit Diamanten handelte), wurde dem Kurfürsten (Max III. Joseph) vorgestellt und von einer Prinzessin eingeladen.
War nicht Mozart um dieselbe Zeit in München?