Münchner Sagen, G‘schichten und Legenden – Donisl und die Geschichte von Josef Fraunhofer
Uns aber führt auch nun der Weg vom Rathaus weg über eine kleine Passage neben dem „Donisl“ Richtung Dom. Der „Donisl“, ebenfalls eine Traditionsgaststätte seit 1315, wurde auch mal etwas unrühmlicher europaweit bekannt.

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In den frühen 1980er Jahren war er zu einer Spelunke heruntergekommen, in der hunderte von Touristen von der „Donisl-Mafia“ mit K.o.-Tropfen betäubt und bis auf die Unterhose ausgeraubt wurden. Tempi passati!
Zu ganz anderer Berühmtheit gelangte ein Bewohner im Innenhof jener kleinen Passage zum Dom. Hierher, ins Haus eines Glasermeisters, hatte es den kleinen Joseph Fraunhofer, jüngstes von elf Kindern einer Straubinger Familie verschlagen, nachdem er mit zwölf Jahren bereits zum Vollwaisen geworden war. Hier lebte er nun als Lehrling einsam und in bitterster Not. Bis das Schicksal eingriff – und zwar in Form einer Katastrophe:
An einem Tag des Jahres 1801 stürzte das Haus über all seinen Bewohnern zusammen. Selbst Kurfürst Maximilian, der spätere König Max I., war aus der nahen Residenz an den Unglücksort geeilt. Und erlebte das kleine Wunder, dass neben dem Glasermeister als einziger der kleine Joseph lebend aus den Trümmern geborgen werden konnte. Seine Geschichte rührte den Kurfürst so, dass er ihm alles Bargeld, was er gerade bei sich hatte, schenkte – immerhin 88 Gulden (heute ein kleines Vermögen) – und auch sonst für die beste Ausbildung des Buben sorgte.
Was sich lohnte: Aus dem Glaserlehrling wurde der angesehendste Optiker seiner Zeit, der nicht nur ein Riesenfernrohr in bislang nie gekannter Qualität sondern etwa auch das erste Großteleskop konstruierte, das ihn weltweit berühmt machte. Wer weiß, was ihm sonst noch gelungen wäre, hätte ihn nicht schon im Alter von nur 39 Jahren die Lungenschwindsucht dahingerafft?