Benno – der Stadtheilige von München

Benno – der Stadtheilige von München

Wie jede andere Stadt hat auch München seinen Stadtheiligen. Bei uns ist es Benno und Fritze erzählt uns in seiner Stadtkolumne, wie es dazu kam, dass ein Meißner Bischof Münchens Patron wurde.

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Ein kleines Schauspiel gibt es im Inneren des Doms zu bewundern. Eins, das auch den wenigsten Münchnern bekannt sein dürfte. Nämlich ein täglich zur Mittagszeit aufgeführtes Figurentheater. Zu bewundern ist es im linken Chorraum neben dem Sebastiansaltar in der mit ihren gut zehn Metern Höhe nicht zu übersehenden Standuhr. Seit 450 Jahren setzen ihre kunstvollen Uhrwerke dort unterhalb des Ziffernblatts jeden Mittag folgende Szene in Gang: Gottvater zückt sein Schwert aus der Scheide, um die sündige Menschheit zu bestrafen. Doch da schreiten Jesus und Maria ein: Sie recken ihre Arme empor und bitten um Gnade für uns armes Sünderpack. Und Gott erbarmt sich und steckt sein Schwert wieder weg. Puh, noch mal davongekommen . . .

Gehen wir weiter durch den Chorraum, so kommen wir auf der rechten Seite zum Benno- Altar, unschwer zu erkennen an der Silberbüste des Bischofs und dem darunter liegenden Elfenbeinschrein mit den Reliquien des Heiligen. Mit Benno verbindet sich eine hübsche Legende, die zwar nicht direkt mit München zu tun hat, aber doch dazu führte, dass er zum Schutzpatron unserer Stadt und ganz Bayerns wurde. Im Jahr 1185 war Benno, damals Bischof der Stadt Meißen, mit dem Kaiser so in Streit geraten, dass der ihn absetzen und aus der Stadt vertreiben ließ. An seinem letzten Tag aber schloss Benno die Kirchentür ab und warf den Schlüssel in die Elbe: Wenigstens sollte der Kaiser nun nicht mehr die Kirche betreten können. Drei Jahre später versöhnten sich Bischof und Kaiser wieder, und Benno kehrte als unerkannter Pilger nach Meißen zurück. Als erstes kehrte er in einem Gasthaus ein und ließ sich ein großes Fischgericht servieren. Und was fand er wohl da im Bauch des Fisches, als er ihn fachgerecht tranchierte? Tatsächlich: seinen Kirchenschlüssel!

Wie aber wurde der Sachse nun zu Münchens Stadtheiligem? Nun, 1523 wurde Benno heilig gesprochen und seine Gebeine in den Status verehrungswürdiger Reliquien erhoben. Da hatte aber einer strikt was dagegen: Martin Luther, der Protestant. Dem widerstrebte der ganze Reliquienkult, er verfasste sogar eine geharnischte Streitschrift „Wider den neuen Abgott und alten teufel, der zu Meißen soll erhoben werden“ . Bayerns erzkatholische Wittelsbacher witterten da allerlei unheilige Umtriebe mit den Gebeinen des Heiligen zu Meißen und „retteten“ die Reliquien nach München. Was hier natürlich umgehend als triumphaler Sieg im Glaubenskrieg gegen die ketzerischen Lutheraner gewertet und Benno – stets abgebildet mit seinen Insignien Fisch und Schlüssel – zum Münchner Stadtheiligen ernannt wurde.

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 Veröffentlicht von…
Fritze
Klaus Palermo bei Google+ | veröffentlicht am 2. Januar 2016
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Über Fritze

"Wir sind mehr als stolz, einen richtig hochkarätigen Schreiberling unser „Eigen“ zu nennen. Denn Fritze aka die „Edelfeder“, früherer Chefreporter einer großen Münchener Tageszeitung, schwingt ab und an genau diese Feder exklusiv für uns! Er entführt uns mit gewitzten wie auch ernsteren Geschichten in das andere München aus der Vergangenheit und Gegenwart."

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