Münchner Sagen, G‘schichten und Legenden – Alter Hof und Residenz Teil 3
Im zweiten Teil von Fritzes Geschichten rund um den alten Hof und die Residenz beschäftigte er sich mit den Gschpusis der Wittelsbacher und die Sagen um den Affenturm. Nun geht es im dritten Teil um Christoph den Starken, die Löwennasen und Thomas Müller.
Hier geht’s zum ersten Teil -> Alter Hof und Residenz Teil 2
Betreten wir durch das großes Marmorportal an der Residenzstraße den engen Kapellenhof der Residenz dann sehen wir ein Stück weiter im Durchgang zum Brunnenhof linker Hand am Boden einen riesigen Stein an einer Kette. Die wäre eigentlich kaum nötig, welcher Dieb möchte sich wohl mit einem solchen Monster von 364 Pfund abschleppen. Aber es hat damit eine besondere Bewandtnis: Herzog Albrechts Bruder Christoph war es 1490 bei einem Ritterwettkampf in der Residenz tatsächlich gelungen, dieses Steinungetüm „neun Schritt weit“ zu werfen. Dass er seinen Beinamen Christoph der Starke durchaus zurecht trug, zeigen auch die drei Eisennägel, die rechts in der Wand des Durchgangs zu sehen sind. Den obersten, „zwölf Schuh hoch“ (gute dreieinhalb Meter), soll Christoph locker mit seiner Ferse aus der Wand gehauen haben. Ein starker Typ eben.
Apropos: Christoph, der sich in einer Dauerfehde mit seinem Bruder Albrecht um den Herzogtitel zwischenzeitlich mit dem Besitz der Städte Landshut und Weilheim abfinden ließ, residierte dann über zehn Jahre in Schloss Pähl. Genau: Jenes Pähl am Südende des Ammersees, aus dem uns heute ein nicht weniger starkes Kerlchen bekannt ist – FC-Bayern-Spaßvogel und WM-Held Thomas Müller. Da wird doch nicht etwa vor 500 Jahren der starke Christoph auch gen-mäßig seine sportlichen Spuren in Pähl hinterlassen haben . . .
Ihr habt vor der Residenz hoffentlich nicht vergessen die vier Nasen der Bronze- Löwen neben den Toren zu streicheln. Wenn nicht, oder wenn ihr euch, wie viele unserer Neumünchner, schon mal gewundert habt, warum so mancher g‘standne Altbürger beim Vorbeigehen jede der Nasen kurz anfasst, dann aber g‘schwind nachmachen. Denn das bringt Glück. Ganz ehrlich! Verbürgt ist jedenfalls die Geschichte von einem jungen Studenten, der in den Revolutionsvorwehen zu 1848 ein Spottgedicht auf König Ludwig I. und dessen Geliebte Lola Montez verfasst hatte. Denunziert und vor den König persönlich zitiert fürchtete der Student nun das Schlimmste.Bei Revoluzzern und schon gar bei seiner heißgeliebten Lola verstand der Monarch nämlich überhaupt keinen Spaß. 1000 politische Prozesse (davon sieben mit einem Todesurteil) sprachen für sich. Diesem König sollte der Student nun also sein Gedicht vortragen. Zitternd tat er‘s und – – – der König lachte. Er musste so sehr lachen, dass ihm gar nichts anderes übrig blieb, als den jungen Poeten zu begnadigen. Ja, er entließ ihn sogar huldvoll und mit einem ganzen Beutel voll Talern. Dieses Glück aber, so der Student später, sei nur den vier bronzenen Löwennasen zu verdanken, die er vor seinem Eintritt in die Residenz noch mal ausgiebig gerieben habe.
Apropos Nase: Eine nette Bronzereibe-Geschichte gibt es auch aus Prag. Dort streichelten Generationen von Pragern (und es ihnen nachmachende Besucher) beim Gang über die Karlsbrücke den Fuß oder Mantelsaum der Statue des heiligen Nepomuk. Glück für den Tag, verhieß dies. Bis eines Nachts in der kurzen Zeit des Prager Frühlings einige Kunststudenten sich den Spaß machten, die Nase des Hundes, der dem Heiligen auf dem Denkmal zu Füßen liegt, mit Sidol glänzend blank zu schrubben. Seitdem reiben Heerscharen von Touristen nur noch eine ziemlich wirkungslos glückverheißende Hundenase. Aber ein Prag-Besuch lohnt sich eigentlich immer.